Computer sind nicht zum Schreiben gemacht

Wenn du diesen Artikel liest, erfährst du, weshalb ein Computer meiner Meinung nach kein geeignetes Werkzeug zum Verfassen von Texten ist.

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Song zu dieser Meinung: Genesis - That's all

Ich habe gerade den Artikel "A New Old Idea" von Kevin Lipe gelesen. Der Autor setzt sich hier mit der Frage auseinander, weshalb 'moderne' Computer nicht das gleiche bedeutungsschwangere Gefühl vermitteln können, wie sie es früher einmal taten und wie es alte Harwdare immer noch tut. Der Autor schreibt diesen Effekt in Teilen seiner Nostalgie zu, jedoch nicht vollständig. Er schreibt über das Gefühl, welches ihm das Tippen an einer alten Olivetti Schreibmaschine gab. Als ich das gelesen habe, kam mir in den Sinn, worin sich Schreibmaschinen grundlegend von Computern unterscheiden.

Kein Multitool

Eine Schreibmaschine erfüllt den Zweck, Text leserlich und in rudimentärer Formatierung zu Papier zu bringen. Ein Computer ist ganz offensichtlich nicht nur für das Schreiben allein geschafen. Doch selbst wenn wir ein beliebiges Textverarbeitungsprogramm wählen, bietet dieses in fast allen Fällen mehr als nur die reine Schreibfunktionalität: Textformatierung, Indexerstellung, Layout, ... alles Funktionalitäten, die meiner Meinung nach lediglich Ablenkungspotenzial und keinerlei Hilfe beim Erstellen von Texten darstellen.

Kein sich veränderndes Werkzeug

Eine Schreibmaschine funktioniert nach dem Kauf immer gleich und ist, nachdem man sich einmal an sie gewöhnt hat, schlichtweg langweilig. Sie verändert sich nicht mehr. Genausowenig verändert sich ein Füllfederhalter. Vergleich das bitte mal mit deinem lieblings Texteditor, der dir einmal im Monat erzählt, was für geile neue Features er jetzt bietet. Verleich das mit den Texteditoren, die sich selbst als erweiterbar, 'hackbar' und wasweißich vermarkten. Wie oft hast du im letzten Monat das Farbschema deines Editors geändert, um dein 'new shiny thing' Syndrom zu befriedigen? Hat dein Textverarbeitungsprogramm einen eigenen Marktplatz für Erweiterungen, die dir Produktivität versprechen, aber eigentlich nur deine Aufmerksamkeit rauben?

Nicht parallel

Ein Computer ist wie ein Leatherman-Messer: mehr als nur ein einziges Werkzeug, eher ein Werkzeugkasten. Allerdings unterscheiden sich Leatherman und Computer ebenfalls in einem Punkt. Ein Computer erlaubt das gleichzeitige Verwenden aller seiner Werkzeuge. Meiner Meinung nach eine neue Herausforderung für die Nutzer dieses Werkzeugs. Menschen sind nicht sonderlich gut im Multitasking.

Analog

Ich denke, dass analogen, nicht-parallelen Werkzeugen auch eine verklärte, romantische Vorstellung anhaften kann. Gleichzeitig lässt sich ein Gefühl nicht bestreiten: das Gefühl, mit einem Stift vor einem leeren Blatt Papier zu sitzen. Das Gefühl, keine Vorstellung davon zu haben, wie man formulieren soll, was man ausdrücken will. Das unangenehme Gefühl, dass man gar nicht weiß, was man eigentlich ausdrücken will. Dann ist da kein Werkzeug, das bunt blinkt und mit dem man sich von unangenehmen Gefühlen ablenken kann. Man muss neue Strategien entwickeln, mit diesen Gefühlen umzugehen. Vielleicht muss man den Stift irgendwann beiseite legen, sich eingestehen, dass heute nicht dieser Tag ist - anstatt mit seinen bunt blinkenden Werkzeugen rumzuspielen un die Situation zu verschlimmern, indem man negative Assoziationen mit dem Werkzeug verknüpft.